DOH fordert Thüringer Politik und Thüringer LSB zur Diskussion über Konsequenzen der Sportstudie

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Die Studie zum Thüringer Sport „Zwischen Erfolgs- und Diktaturgeschichte“, deren Konsequenzen am 1. Juli 2015 im Thüringer Landtag diskutiert werden, hat gegenüber der Landespolitik, aber insbesondere gegenüber dem Landessportbund Thüringen massive Versäumnisse, ja regelrechte Verweigerung festgestellt. Insbesondere vor dem Hintergrund völlig neuer Anforderungen gegenüber einem modernen, demokratischen Sport haben Transparenz, Glaubwürdigkeit und unhintergehbare ethische Regeln in dem Bereich aber einen hohen Stellenwert.

Belastete Führungskräfte wie der Geschäftsführer des LSB Rolf Beilschmidt sind ungeeignet, einen solch notwendigen Transformationsprozess zu ermöglichen. Die Studie hält zu ihm fest: „Für die 1980er Jahre finden sich verschiedene Dokumente, die Rolf Beilschmidt aus heutiger Sicht belasten.“ Nach Darstellung konkreter Fälle lautet das Fazit der Forscher: „Insofern ist zu konstatieren, dass die rückblickend von Rolf Beilschmidt formulierte Einschätzung seiner eigenen MfS-Kontakte, nämlich die persönliche Auffassung, während der Zeit der Kontakte mit dem MfS keine Informationen gegeben zu haben, die anderen Menschen, Kollegen, Sportkameraden Schaden zugeführt haben, die ihnen den beruflichen, sportlichen oder privaten Werdegang erschwert bzw. die sie in Schwierigkeiten gegenüber den damaligen Staats- und Machtorganen gebracht hätten, in dieser Form nicht zutreffend ist.“

Durch die maßgebliche Verhinderung der Aufarbeitung im thüringischen Sport, die Ablehnung von Stasi-Überprüfungen des LSB-Präsidiums, die Verhöhnung und Diskreditierung von Stasi- und Dopingopfern sowie die Verharmlosung des DDR-Zwangsdopings ist der Landessportbund Thüringen längst handlungsunfähig geworden. Alle Tricksereien helfen da nicht. Der notwendige Generationswechsel wird ausgesessen, die öffentliche Diskussion verweigert. So werden weder das Präsidium des LSB noch die Thüringer Politik trotz mehrfacher Aufforderung und der Tatsache, dass sie Mitauftraggeber sind, bei der von FAZ-Sportchef Anno Hecker moderierten Diskussion über die Konsequenzen der Studie am 1. Juli 2015 im Erfurter Landtag auf dem Podium sitzen. Der Ministerpräsident Thüringens Bodo Ramelow hatte bei seinem Amtsamtritt im Dezember 2014 die Aufarbeitung der SED-Diktatur zur Chefsache erklärt, „lückenlose Aufklärung“ und Respekt gegenüber den Opfern versprochen. Was ist nun damit?

Die Doping-Opfer-Hilfe fordert erneut den sofortigen Rücktritt von Rolf Beilschmidt sowie des gesamten geschäftsführenden Präsidiums des LSB Thüringen, das durch seine Politik ohne jede Konsequenz demissioniert ist. Darüber hinaus fordert sie von der Thüringer Politik, insbesondere von Ministerpräsident Bodo Ramelow sowie der Sportministerin Birgit Klaubert, nicht nur auf Spitzensport und Medaillen zu setzen, sondern sich dem dringend anstehenden Transformationsprozess im Thüringer Sport endlich verantwortlich zu stellen.

 

Der Vorstand des Doping-Opfer-Hilfe e.V.
Berlin, den 30.06.2015

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