Protokoll zur Mitgliederversammlung des Doping-Opfer-Hilfe e.V.

Am 6. Mai 2022 haben wir unsere Mitgliederversammlung in Berlin durchgeführt. Hiermit möchten wir Sie über den Rechenschaftsbericht und die Wahlen informieren.
 

Protokoll zur Mitgliederversammlung
des Doping-Opfer-Hilfe e.V.

Berlin, 06. Mai 2022


Begrüßung

Zur ersten Mitgliederversammlung nach der Pandemie begrüßte Ariane Speckhahn, stellvertretende Vorsitzende des DOH e.V., die anwesenden Mitglieder und dankte allen für ihr Kommen.

 

TOP 1 Rechenschaftsbericht

(Ariane Speckhahn)

Liebe Mitglieder des DOH e.V.!

Wir alle wissen, dass die Pandemie in den letzten beiden Jahren keine Veranstaltungen dieser Größe zugelassen hat. Umso mehr freuen wir uns auf Heute.

Diese zwei Jahre waren trotzdem voll mit Arbeit, von dieser wir Ihnen heute in kurzer Form berichten werden. Damit wir dann auch genug Zeit für unsere gemeinsamen Gespräche haben, halten wir uns kurz.

All die angefallene Arbeit funktioniert nur mit einem guten Team und auch nur mit Ihnen, den Mitgliedern und den über 2.400 ehemaligen Sportler: innen, die zu uns Kontakt gesucht haben, denn ohne Sie und die ehemaligen Sportler: innen, würde es uns nicht geben.

Hiermit begrüße ich Sie recht herzlich offiziell zu unserer Mitgliederversammlung und beginne jetzt mit dem offiziellen Teil:

Da es keine Mitgliederversammlungen geben durfte, berichteten wir 2-mal im Jahr über unsere Arbeit in einem Arbeitsbericht. Diese ließen wir Ihnen zukommen und veröffentlichten die Berichte auch auf unserer Webseite.

Der Vorstand des DOH e.V. richtete sein Augenmerk in der Arbeit auf die Festigung der Zusammenarbeit mit der Politik, dem BMI, den Opferverbänden, der Opferbeauftragten, den Landesbeauftragten, dem Sport, den Archiven.

Wir hatten Einladungen zu mehreren Veranstaltungen der UOKG und auch immer von den Landesbeauftragten, Frau Dr. Nooke in Brandenburg, Frau Drescher aus Mecklenburg-Vorpommern und Frau Neumann-Becker aus Sachsen-Anhalt, die wir gerne besuchten.

Auf dem Bundeskongress der Opferverbände sind wir in jedem Jahr dabei.

Den Kontakt zu allen Landesbeauftragten und zur Bundesstiftung (teilweise in Präsenz, teilweise online) konnten wir verstärken. Hinzu kommt, dass ein regelmäßiger Austausch der Beratungsstellen stattfand.

Wir waren mehrmals bei den einzelnen Fraktionen des Sportausschusses im Bundestag. In der anschließenden Veranstaltung „Get together“ werden wir einige Vertreter begrüßen dürfen.

2-3-mal im Jahr fanden Treffen mit dem BMI und dem DOSB statt. Unser nächstes Treffen mit dem neuen Präsidenten des DOSB, Thomas Weikert und mit den Athleten für Deutschland findet in wenigen Tagen statt.

Es gab mehrere Treffen mit Frau Zupke, der SED-Opferbeauftragten im Bundestag, die sich seit letztem Jahr aktiv auch für unsere Belange in der Politik einsetzt.

So kam es, dass wir mit unserem Thema nun mit 2 Punkten im Koalitionsvertrag stehen!

Es gab mehrere Anfragen zu Filmprojekten von Arte, die ARD, Netflix waren bei uns, ein anderer Regisseur möchte unser Thema, alias der Serie „Weissensee“, ins Fernsehen bringen und jüngst gibt es ein neues Filmprojekt mit Babelsberg.

In den letzten beiden Jahren hatten wir 80 Anfragen von Schüler: innen und Student: innen, die Arbeiten zu unserem Thema schrieben, das Thema bleibt also auch für die Folgegeneration weiter interessant.

Großes Interesse findet auch unser Podcast von Tina, hier kommen ehemalige Sportler: innen, Wissenschaftler aber auch Ärzte mit ihrem Erlebten, Erfahrungen zu Wort.

Unsere Webseite konnte nach der Umgestaltung weitaus mehr Besucher verzeichnen. Jährlich über 100.000 Besucher und über 1.000.000 Zugriffe sind ein Beweis dafür.

Im November waren wir bei der Kickoff Veranstaltung zu einer neuen großen Studie zu den Folgeschäden der SED-Diktatur. In 11 Teilprojekten wird diese Studie geführt. Wir haben Euch zur Teilnahme an diesem Projekt auf unserer Webseite eingeladen.

Wir sind mit der Universität Rostock im Rahmen dieser Studie bereits fleißig dabei. Es wurden schon mehrere Interviews mit Betroffenen geführt.

Der persönliche Kontakt zu Betroffenen nimmt nach wie vor einen wesentlichen Teil unserer Arbeit ein. Es ist nicht selten, dass Betroffene spät am Abend oder auch am Wochenende Hilfe brauchen. Manchmal reicht schon ein längeres Gespräch. Oft vermitteln wir die Hilfesuchenden an unsere Sozialarbeiterin, Frau Salata, die dann Wege findet und dadurch schnell aktiv wird. Zum Glück haben wir mittlerweile ein gutes Ärztenetzwerk und können besser Hilfe leisten.

Umso wünschenswerter wäre es, wenn wir genau für diese Arbeit mehr Zeit und Kraft hätten.

Wir wünschen uns daher Erleichterungen in der Bewilligung unserer Projektanträge und damit eine Planungssicherheit für unsere Finanzen.

(Die statistische Übersicht über die Kontaktzahlen usw. finden Sie im Anhang / Präsentation)


Link zur Präsentation

Finanzbericht (Petra Westphal)

Im Folgenden werde ich die Finanzberichte für die Jahre 2020 und 2021 vorstellen. Dazu ist zu sagen, dass die Beantragung der Mittel weiterhin sehr umständlich ist. So dauert z.B. die Abstimmung zum Projekt 2022 bereits mehr als ein fünf Monate.

Die Pandemie in beiden Jahren hatte natürlich auch Auswirkung auf die Finanzen. Einige Projekte konnten wir nicht wie geplant umsetzen, so dass wir in beiden Jahren Mittel zurückzahlen mussten. Das waren 2020 11.000 Euro, im Folgejahr 19.000 Euro. Gleichzeitig mussten wir Anschaffungen (z.B. IT-Mittel) tätigen, um den DOH e.V. und die Beratungsstelle auch aus dem Home Office weiterhin erreichbar und funktionstüchtig zu machen.

Darüber hinaus führten die späten Zahlungen der bewilligten Mittel zu großen Herausforderungen bei der finanziellen Planung. Wir mussten in diesem Jahr Zinsen für die ungenutzten Mittel des BMI aus 2020, die wir aber in den ersten Monaten 2021 brauchten, zahlen. Hier wünschen wir uns eine bessere Handhabung und Betreuung der Situation.

Die Anzahl der Mitglieder hat sich von 2020 auf das Folgejahr leicht erhöht, von 103 auf 109 in 2021.

Die Pandemie hatte auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation einiger Mitglieder. Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Sie Ihren Mitgliedsbeitrag reduzieren oder pausieren wollen.

Beratungsstelle (Vanessa Salata)

Bei der letzten Mitgliederversammlung im November 2019 stand das 2. Doping-Opfer-Hilfe-Gesetz kurz vor seinem Aus.

Nur kurze Zeit nach Ablauf dieser Frist erreichte uns die Nachricht, dass die erste Dopingbetroffene durch einen Verwaltungsentscheid in Greifswald nach dem VwRehaG rehabilitiert wurde. Diese Entscheidung ebnete den Weg für weitere Antragstellungen, auch wenn dieser noch immer ein steiniger ist, wie ja bereits Dr. Lehner dargelegt hat und viele von Ihnen ja auch aus persönlicher Erfahrung heraus bereits wissen.

Für die vielen teils schwer chronisch erkrankten Betroffenen ist und war eine finanzielle Entlastung sehr wichtig, und die Einmalzahlung von 10.500 Euro im Rahmen des DOHG war angesichts kostspieliger Heilbehandlungen und den langjährigen Einschränkungen in der Arbeitsfähigkeit ein Tropfen auf dem heißen Stein, ebenso wie die Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz, sofern man diese denn erhält. Nichtsdestotrotz gilt für die Meisten: Jedes Bisschen hilft!

Es standen und stehen aber auch viele andere Probleme im Raum, die ebenso dringlich waren und immer noch sind bzw. aufgrund des steigenden Alters der Betroffenen immer aktueller werden - auch bei denen, die vielleicht bisher von schweren Schäden durch Doping und missbräuchliche Trainingsmethoden verschont geblieben waren. Dies hatte zur Folge, dass sich viele Betroffene zum ersten Mal bei uns meldeten, darunter auch viele, zu denen wir vor zehn Jahren zum letzten Mal Kontakt hatten.

Schon für die Gutachten für das 1. und 2. DOHG und die Verfahren nach dem Opferentschädigungsgesetz und VwRehaG war es notwendig, unser Fachärztenetzwerk zu erweitern.

Oberste Priorität hat aber die Gewinnung von Medizinern und Therapeuten, um die fundierten Bestandsaufnahmen und die spezifischen Probleme von Dopingbetroffenen mit angemessenen Weiterbehandlungen abzudecken. Die Suche gestaltet sich, wie viele von Ihnen ja wissen, deshalb so schwierig, da die Fachärzte für die Einordnung der Beschwerden eine gewisse Erfahrung in der Behandlung von Dopinggeschädigten benötigen, gepaart mit einem großen Einfühlungsvermögen, Zeit und Geduld.

Auch die komplexen Traumatisierungen im Zusammenhang mit Zwangsdoping, Trainingsmethoden und anderen Formen von Missbrauch im Sport, waren, so berichteten Sportler: innen, von Psychotherapeuten ohne Hintergrundwissen zum Leistungssport, nicht immer optimal abzudecken.

Umso mehr freut es uns, dass wir 2020 in dem Projekt „Mental Gestärkt“ der Sporthochschule Köln eine Kooperation eingehen konnten. „Mental Gestärkt“ hat gemeinsam mit der Robert-Enke-Stiftung ein deutschlandweites Netzwerk von Sportpsychotherapeut: innen aufgebaut, die sich verpflichten, Sportler: innen mit akuten psychischen Problemen zeitnah ein Erstgespräch anzubieten. So konnten wir bereits einige Betroffene in Kurz- und Langzeittherapien unterbringen.

Viele Dopinggeschädigte wünschen sich einen regelmäßigen Austausch untereinander. Niemand versteht die sehr spezielle Problemlage von Dopingopfern besser als ein anderer Betroffener/eine andere Betroffene. Schließlich lagen damals Freude und Leid sehr eng beieinander, was sich auch bis heute bei Vielen in ihrer Erinnerung widerspiegelt. Diese Widersprüche erschweren nicht selten die Einordnung des Geschehenen und dessen Verarbeitung.

Geplant waren im Rahmen unserer Beratungsstellenarbeit monatliche Treffen und themenbezogene Infoveranstaltungen; leider wurde uns dieser Plan durch Corona zunichte gemacht. Zurzeit sind wir jedoch hoffnungsvoll und freuen uns, in Kooperation mit dem Bundesarchiv am 23.06.2022 eine Veranstaltung mit dem Titel „Die Puzzleteile zusammensetzen“ mit der DDR-Leichtathletin Gesine Tettenborn durchführen zu können. Sie wird über ihren ganz persönlichen Weg der Aufarbeitung berichten. Im Rahmen der anschließenden Diskussion können auch andere Betroffene zu Wort kommen.

Auch unsere Selbsthilfegruppe wird in diesem Jahr hoffentlich noch mehrmals stattfinden.

Unser Fazit in der Beratungsstelle ist, dass auch nach mehr als 30 Jahren noch immer ein großes Fragezeichen im Raum steht. Vielen Betroffenen ist auch heute nicht ganz klar, was genau passiert ist. Die Beantwortung von Fragen wie: Wer hat mir diese Mittel gegeben, worin waren sie versteckt, wer hat das Ganze zu verantworten und vieler weiteren Fragen sind für Betroffene von Zwangsdoping so wichtig. Jedes Puzzleteil hilft dabei, die eigene Geschichte zu rekonstruieren. Das Erkennen des Geschehenen ist bei der Verarbeitung von Traumata so wichtig, da das Erlebte erst dann losgelassen werden kann, wenn es zu einem gewissen Grad bewusst wurde.

Auch für die Geltendmachung von Entschädigungen ist eine gute Beweislage unabdingbar. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit Silvia Oberhack eine kompetente Mitstreiterin gewinnen konnten, die derzeit die Archivlandschaft zum Thema „DDR-Doping“ erschließt und auch in Einzelfällen bei der Suche nach Hin- bzw. Nachweisen tätig werden kann.

Nicht wenige betroffene Sportler: innen verarbeiten ihre Geschichte künstlerisch, sei es durch Malerei, Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien, Schreiben oder Musik. Diese Arbeiten wollen wir sammeln und im Rahmen einer Gruppenausstellung für die Öffentlichkeit sichtbar machen. Gerne können sich noch weitere Interessierte bei uns melden.

Durch eine hoffentlich in Zukunft stabile Finanzierung unserer Beratungsarbeit möchten wir auch in den nächsten Jahren für unsere Klient: innen weiterhin die erste Anlaufstelle sein und Betroffenen auf ihrem Weg zur Seite stehen, immer mit dem Ziel, ihnen zuzuhören und die Situation für möglichst Viele ein bisschen besser zu machen.

 

TOP 2 Neuigkeiten / Update

VwRehaG (Dr. Michael Lehner)

Es ist schön, sich wieder direkt und nicht mehr nur online zu sehen. Wir werden in Zukunft hoffentlich wieder Mitgliederversammlungen mit mehr Teilnehmern stattfinden lassen können. Dies heute ist ein guter Anfang für kommende Veranstaltungen. Vielen Dank an Vanessa Salata und die wichtige und gute Arbeit der Beratungsstelle.

Mein Part heute ist die juristische Arbeit, um Ihnen einen Einblick in die rechtlichen Grundlagen zu geben. Eine besondere Rolle spielt natürlich das Grundsatzurteil in Greifswald, über das wir auch schon umfangreich informiert haben. Dieses Urteil bestätigt in Mecklenburg-Vorpommern den Anspruch auf verwaltungsrechtliche Rehabilitierung für Betroffene die Opfer des Staatsdopings geworden sind.

Mit Blick auf die Historie hat es bereits in den 1990er Jahren den Versuch gegeben, den Staat in die Verantwortung für das Geschehene zu nehmen, dann den DOSB als wichtige Nachfolge-Organisation des organisierten Sports. Mit dem 1. DOHG ist der Staat den Opfern entgegengekommen, allerdings nicht im Sinne eines rechtlichen Anspruchs. Die Arbeit des DOH e.V. führte dann zum 2. DOHG, auch unter besonderem Einsatz der ehemaligen Vorsitzenden Ines Geipel. Die Entscheidung für eine langfristige Entschädigung der Dopingopfer bleibt aber weiterhin mit großen Hürden für die Betroffenen verbunden. Unsere Forderung ist daher, dass wir eine Opferrente im Sinne einer tatsächlichen Entschädigung brauchen, nicht im Sinne einer einmaligen Hilfe. Politisch sind diese Forderungen nur schwierig durchzusetzen und es gab viele Diskussionen allein schon zur Verlängerung des 2.DOHG. Dann folgte – mit Unterstützung der Landesbeauftragten von Mecklenburg-Vorpommern Anne Drescher – das entscheidende Urteil im Musterprozess in Greifswald, das die verwaltungsrechtliche Entschädigung für Dopingopfer für berechtigt hält. Derzeit laufen mehre Verfahren in den Bundesländern, die dies bisher nicht anerkennen (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg) und dabei auf alte Begründungen (z.B. das wiss. Gutachten des Bundestages) zurückgreifen.

Wir hoffen, dass es in Zukunft nicht in jedem Fall zu Musterprozessen kommt.

Wir sind zudem sehr engagiert in der Beratung zum VwRehaG und in beständigem Austausch mit anderen Beratungsstellen. Wir überlegen, die Behörden diesbezüglich zu schulen und zu sensibilisieren.

Für all dies gilt die rechtliche Grundlage, dass es sich um Willkür im Einzelfall gehandelt hat und diese auch nachgewiesen werden muss. Unsere Argumentation beruht und besteht darauf, dass Sportler: innen in der DDR immer Mittel zum Zweck waren, sie wurden in großen Teilen nicht informiert oder auch nur aufgeklärt über die Langzeitfolgen.

Archiv-Recherche (Silvia Oberhack)

Es ist mir eine große Freude, meine Fähigkeiten und Erfahrungen aus 28 Jahren Tätigkeit beim Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen (BStU) und als Archivarin für den Verein und die Sache des DOH e.V. einbringen zu können.

Für die Betroffenen und damit auch die Recherchen sind zwei Ebenen wichtig:

Einmal, was hat da individuell für den Einzelnen stattgefunden.

Zum anderen, gibt es die staatliche Ebene - was hat der Staat unternommen, um seine Ziele durchzusetzen.

Jeder Sportler: in sollte für sich beide Ebenen zusammenbringen. Jeder hat eine persönliche Erfahrungswelt, die teilweise evtl. positiv war und gleichzeitig war es möglich, dass viele Dinge im Verborgenen nicht mitbekommen wurden. Die schwierigste Erkenntnis ist dann die, dass man vom System benutzt wurde und jetzt die Auswirkungen (er-)tragen muss.

Für die Betroffenen sind die individuellen Gesundheitsunterlagen eine entscheidende Basis für diese Aufarbeitung. Belege dafür zu finden, gestaltet sich allerdings meistens als schwierig. Teilweise wurden Unterlagen an staatliche Archive gegeben oder von Archivaren eingefordert.

Was versuchen wir in den Akten zu sehen, z.B.:

  • Welche Stellen haben etwas unternommen?
  • Was wurde an Medikamenten wie verabreicht?
    Pralinen, medizinischer Kaugummi … – wenn man weiß, welche Fabrik das hergestellt hat, kann man versuchen herauszufinden, ob es noch Akten dazu gibt. Es sind nicht nur die staatlichen Archive in denen man Unterlagen findet, sondern z. B. auch das Wirtschaftsarchiv Leipzig e.V.

Oder, dass die beständige Vitaminisierung der Sportler nicht gesund sein konnte – musste sie doch nach Vorgabe vierteljährlich ausgesetzt werden.

Ziel meiner Recherchen ist es also Archivmaterial zu finden zu:

  • Einzelfällen (wo lagern Gesundheitsakten, auch Zufallsfunde)
  • Methoden beim Doping; Zusammenarbeit in den gesellschaftlichen Bereichen in der DDR
  • Forschungsaufträge, Forschungsergebnisse, Gutachten zu Dopingmitteln
  • Archive und deren Überlieferung zur Unterstützung bei der Beratung bzw. Antragstellungen zu nutzen.

Das Aufdecken der Mittel und Methoden anhand von Akten ist ebenso wichtig wie die individuelle Aufklärung jedes Einzelfalles.

Im Folgenden sind beispielhaft folgende Archive zu nennen:

  • Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg: Dissertationen zu Dopingmitteln und deren Gutachten
  • Wirtschaftsarchiv Leipzig: Dokumentationen der Produktion med. Produkte und deren Zusammensetzung, Produktion von Dopingmitteln in Form von „medizinischen Kaugummi“ durch VEB Süßwarenfabrik Dresden, Pralinen wurden mit „Vitaminen“ versetzt
  • Universitätsarchiv Leipzig: die Unterlagen der DHfK und FKS beinhalten besonders umfangreich die Dokumentation von Experimenten mit den Sportlern, auch Minderjährigen und Freizeitsportlern
  • Staatsarchiv Meiningen: eine besonders gut dokumentierte Arbeit der Sportmedizinischen Hauptberatungsstelle Suhl. Folgende Inhalte sind dokumentiert:
  • Zusammenarbeit von VEB GERMED zur Herstellung von Dopingmitteln
  • Einbeziehung des Instituts für Luftfahrtmedizin 1984 in der Forschung zur Substanz P
  • Biopsien an Minderjährigen auch ohne Genehmigung der Eltern
  • Der massive Eingriff in den Stoffwechsel und in das Zentralnervensystem mit den Präparaten war von Anfang an bekannt und die Folgen für Sportler: innen wurde billigend in Kauf genommen, um „Siege“ für den Sozialismus zu erzielen.

Prävention (Heike Knechtel)

Durch Corona war nur eingeschränkt Präventionsarbeit möglich. Umso mehr freut es uns jetzt wieder damit anzufangen. In den letzten zwei Jahren haben wir kontinuierlich Facharbeiten, Wissenschaftler, Student: innen und Schüler: innen betreut, z.B. eine Dozentin aus Rostock, die Sportlehrer: innen ausbildet und über uns aufzeigen möchte, wie der Weg zum Doping vermieden werden kann.

Wir treten weiterhin als Zeitzeug: innen auf und erzählen unsere Geschichte, wie sie ist. Gerade bei Schüler: innen kommt das sehr gut an.

Zudem haben wir am 24. Deutschen Präventionstag in Berlin mit gutem Feedback teilgenommen.

Schwieriger ist es dagegen weiterhin, in und mit Sportschulen Veranstaltungen zu organisieren. Daran arbeiten wir. Für die Website haben wir unsere Präventionsarbeit vereinfacht dargestellt, um sie noch leichter verständlich und zugänglich zu machen.

Website (Katy Pohl)

Weil die zu vermittelnden Informationen rund um die Dopingopferhilfe innerhalb der Jahre 2018/19 erheblich zugenommen hatten, wurde schon im Jahr 2019 für die Website des

DOH e.V. eine grundlegende Änderung des Designs und eine verbesserte Menüführung durch den Vorstand erarbeitet und im Jahr 2020 veröffentlicht.

Diese grundlegende Überarbeitung hatte den Anspruch:

  • die erweiterten Möglichkeiten eine Entschädigung zu erlangen, aufzuzeigen,
  • das breite Angebot der Beratungsstelle zu dokumentieren,
  • die implementierte Podcast-Folgen der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Selbstverständlich wurden auch alle Aktivitäten des DOH e.V. sowie Informationen über den Verein, aktuelle Nachrichten und Dokumentationen übersichtlich, logisch nachvollziehbar

und auch auf dem Handy gut lesbar dargestellt.

Die am DDR- Zwangsdoping und deren Aufarbeitung Interessierten, als auch Partner und Institutionen können zudem durch eine neue, nutzerfreundliche Menüführung die benötigten Informationen schneller abrufen.

Für Betroffene und deren Angehörige wurde ein Leitfaden integriert, um ihnen die rechtlichen Möglichkeiten zu erläutern, eine ihnen zustehende Entschädigung zu erwirken. Dieser Leitfaden beinhaltete erste Informationen über das verwaltungsrechtliche

Rehabilitierungsgesetz und das erforderliche Antragsverfahren bis zum Abrufen von Antragsformularen und das Benennen von Ansprechpartnern in den einzelnen Bundesländern. Immer versehen mit dem Hinweis das Beratungsangebot des DOH e.V. zu nutzen, um konkrete Hilfe durch unsere Beratungsstelle zu erhalten.

Podcast (Tina Jürgens)

Pandemiebedingt musste leider auch der Podcast des DOH pausieren. Gerade die Gespräche mit den Betroffenen erfordern einen direkten Austausch und eine persönliche Betreuung. Umso mehr freue ich mich, wieder die ersten Aufnahmen machen und auch bereits die nächste Episode veröffentlichen zu können – mit der Leichtathletin Gesine Tettenborn. Weitere Gespräche wurden bereits aufgenommen: mit der Historikerin Dr. Jutta Braun und einem Eishockeyspieler. Weitere Interviews sind geplant, so dass wir in diesem Jahr
acht Episoden veröffentlichen können.

Den Podcast kann man direkt auf unserer Website hören und überall, wo es Podcasts gibt.

Spontanvortrag (Heike Rietz, ehem. Gehrisch)

Die ehemalige Geräteturnerin schildert anschaulich ihre persönlichen Erfahrungen mit Amtsärzten und Ärzten bzgl. ihrer Schmerztherapie, die extrem frustrierend waren. Sie begegneten Ärzten, die wenig Zeit haben, sich mit dem Hintergrund nicht auskennen und sich auch mit den Unterlagen, die sie mitgebracht hatte, nicht beschäftigen wollten.

Sie unterstrich ihre Forderung nach einer besseren Schulung und Weiterbildung der Ärzte. Trotzdem hat sie sich ihre Begeisterung für Geräteturnen und Leistungssport bewahrt, weil er für sie wichtig ist, für die Gesellschaft. Aber nur, wenn er gesund betrieben wird.

 

TOP 3 Satzungsänderung

Den Mitgliedern wurde vorab die neue Satzung per Post und/oder E-Mail zugesandt. Die darin enthaltenen Änderungen beziehen sich darauf, dass

  • der Vorstand alle 2 Jahre gewählt wird,
  • die Gemeinnützigkeit des Vereins und
  • die Recherche-Arbeit als weiteres Arbeitsfeld des Vereins.

Die Abstimmung zur Änderung der Satzung wurde

einstimmig mit Handzeichen

angenommen. Es gab keine Enthaltung und keine Gegenstimmen.

 

TOP 4 Wahl des Vorstandes

Michael Lehner dankte dem gesamten Vorstand und der Beratungsstelle für alle Aktivitäten (Telko, WhatsApp-Gruppe, Beratungsstelle). Besonderer Dank an Vanessa Salata und Marion Nikolai (beide Beratungsstelle).

Der alte Vorstand wurde durch Handzeichen einstimmig entlastet. Es gab keine Enthaltungen und keine Gegenstimmen.

Ein ganz besonderer Dank ging an Katy Pohl, die sich aus der Vorstandsarbeit aus gesundheitlichen Gründen zurückzieht.

Im Anschluss stellt sich der neue Vorstand vor (siehe Präsentation im Anhang).

Es erfolgte die Abstimmung zu einer offenen Wahl. Diese wurde einstimmig bestätigt. Es gab keine Enthaltungen und keine Gegenstimmen.

Der neue Vorstand wurde einstimmig gewählt und bestätigt.

Es gab keine Enthaltungen und keine Gegenstimmen.

Damit wurde die Mitgliederversammlung beendet und

die Abendveranstaltung „Get together“ eröffnet.