Berlin. Der Dopingopfer-Hilfe-Verein (DOH) hat sich tief betroffen vom frühen Tod des Werfers Gerd Jacobs gezeigt, der am 4. 12. 2015 mit 55 Jahren in Neuhardenberg bei Berlin verstorben ist. Zusammen mit dem Heidelberger Molekularbiologen Prof. Dr. Werner Franke hat der DOH Strafanzeige gegen die Leichtathletik-Trainer Werner Goldmann, Peter Paul Börner, Helga Börner u. a. gestellt, die Gerd Jacobs während seiner aktiven Zeit beim TSC Berlin mit hohen Dosen männlicher Sexualhormone gedopt hatten. Wegen der Vergabe der toxischen Mittel waren die drei genannten Trainer 1999 bzw. 2000 bereits zu Freiheitsstrafen verurteilt worden.
Im Jahr 2004 erhielt Gerd Jacobs ein Spenderherz. Erst im Zusammenhang mit einer Klage vor dem Sozialgericht Frankfurt/Oder war bei ihm eine genetische Defekt-Mutation festgestellt worden. Bedingt durch diese Prädisposition muss das schuldhafte Hochdopen von Gerd Jacobs durch seine Trainer als Ursache und Radikalisierer seiner akuten Organschäden angesehen werden. Der Austausch des geschädigten Herzens führte infolge zu erhöhten immunsuppressiven Medikamenteneinahmen, sowie zu einer schweren Schädigung der Nieren und schließlich zum Tod.
Vor den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking hatte Gerd Jacobs gegenüber seinem damaligen Trainer Werner Goldmann schwere Dopingvorwürfe erhoben und damit eine intensive Debatte über die mangelnde Aufarbeitung des ostdeutschen Zwangsdopingsystems initiiert. Werner Goldmann, zu dem Zeitpunkt Trainer von Robert Harting, wurde durch sein langjähriges Leugnen und seine wahrheitswidrigen Ehrenerklärungen in Sachen DDR-Staatsdoping dabei zur Symbolfigur für eine ostdeutsche Trainergeneration, der es unmöglich war, sich nach 1989 den eigenen Verstrickungen zu stellen. Bei seinem Schützling Gerd Jacobs entschuldigte er sich nie.
Die DOH-Vorsitzende Ines Geipel betont in den Zusammenhang: „Die DOH-Todesliste wächst rasant. Das ist ungemein bitter. Was muss eigentlich noch passieren, wie oft muss noch gestorben werden, bis der organisierte Sport seinen Opfern endlich die Hand reicht und ihnen konkrete Hilfe anbietet? Die Null-Verantwortungs-Politik des DOSB ist nur noch als Zynismus zu bezeichnen.“
Herbert Fischer-Solms
Pressesprecher des DOH e.V.
Berlin, den 11.12.2015
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