Deutschland will sich mit Hamburg um Olympische Spiele bewerben. Doch um die Glaubwürdigkeit des ehrgeizigen Megaevents ist es derzeit nicht gut bestellt. Denn noch immer ist die umfassende Aufklärung der Dopinghypotheken in Ost und West eine unabsehbare Baustelle. Und auch die vielen Dopingopfer im deutschen Spitzensport warten vergeblich auf nachhaltige Hilfe. „Wer jedoch jetzt ohne die Klärung der Altlasten Olympische Spiele in Deutschland forciert, der ist ganz klar weiterhin für systematischen Betrug und bringt das hehre Projekt Olympia von vornherein in Misskredit“, sagt Ines Geipel, Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe.
Der DOH hat deshalb dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), dem Bundesministerium des Inneren (BMI) sowie allen politischen Fraktionen sein Konzept für einen „Akutfonds des Sports“ vorgelegt. Im Sinne des Rechtsfriedens sieht es die Regulierung der drastischen Spätfolgen von an die 2000 Dopingopfern vor, des Weiteren juristische Hilfe, den Aufbau eines bundesweiten Ärzteteams, die Gewährung von Einmalzahlungen in Akutfällen sowie bei Tod an Angehörige, Hilfen zur Erlangung von Akteneinsicht, die Finanzierung eines transdisziplinären Forschungsprojekts, das die Geschichte des deutschen Sports aus der Perspektive seiner Opfer schreibt, sowie die Durchführung einer medizinischen Langzeitstudie mit den Betroffenen.
Der DOH fordert den organisierten Sport sowie die Politik auf, zeitnah bis zum Sommer 2015 zu prüfen, inwieweit nicht die symbolische Summe von 32 Millionen Euro – es ist derselbe Betrag, der bei der Olympiabewerbung für München in den Sand gesetzt wurde – eine verantwortlich humanitäre Lösung für die Härtesubstanz des deutschen Sports darstellt. Im Weiteren fordert er den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf, sich aktiv an diesem Hilfsfonds zu beteiligen. Denn in der Berliner Beratungsstelle des DOH melden sich auch zunehmend geschädigte Fußballer mit Depressionen, Ödemen oder Hodenkrebs. „Wenn Deutschland das Format Weltmeister spielt, braucht es noch lange keine Fußballstars, die in der aktuellen Debatte um Freiburg die Öffentlichkeit mit ihren Dopingmärchen strapazieren. Dort, wo Glanz und Geld sind, sollten auch Klärung und Verantwortung möglich sein“, stellt die DOH-Vorsitzende Ines Geipel klar.
Wir sind im Jahr 25 der Deutschen Einheit und im Jahr 25 des vereinten deutschen Sports. Deutschland will Olympia. Aber globale Superevents zu wollen ist das eine, ein seriöser Umgang mit den Altlasten der deutschen Vergangenheit und damit die konkrete Hilfe für viele kaputte Körper und Seelen das andere.
Der Vorstand des Doping-Opfer-Hilfe e.V.
Berlin, den 02.04.2015
i. A. Thomas Götze, Presse DOH, Tel.: 0171/6212299
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